Legal Design Thinking: Zwischen Innovation und Umdenken

Legal Design Thinking ist neben Legal Tech und Legal Operations einer der Begriffe, die in Rechtsabteilungen in den letzten Jahren immer weiter an Bedeutung gewinnen. Gerade die Rechtsbranche befindet sich aktuell in einem Umbruch. Mit der Digitalisierung und dem einhergehenden Kostendruck stehen Unternehmen mit internen Rechtsabteilungen vor großen Herausforderungen. Es gilt, neue Ansätze und Lösungen zu finden, um Arbeitsweisen und Strukturen effizienter, effektiver und nachhaltiger zu gestalten. 

Insbesondere die Suche nach neuen Innovationen steht bei Unternehmen im Fokus. Helfen soll dabei unter anderem der methodische Ansatz des Legal Design Thinking. Doch was verbirgt sich hinter dem Ausdruck?

Legal Design Thinking – Kombination aus zwei Arbeitswelten

Legal Design Thinking ist ein relativ neuer Ausdruck, der das Konzept des traditionellen und in anderen Branchen bereits erfolgreich implementierte Design Thinking auf die Arbeitsweise in der Rechtsbranche überträgt. Die Methode ist eine Synthese aus der Expertise von Designer:innen und der Expertise von (Unternehmens-)Jurist:innen. Ziel der Methodik ist es, bei der Entwicklung von Lösungen für juristische Fragestellungen die Nutzer:innen, also die Bürger:innen, in den Mittelpunkt zu stellen. Dies soll mithilfe des Einsatzes von Denkmustern und Vorgehensmodellen von Designern realisiert werden. Denn ein Design ist ebenso wie eine (juristische) Dienstleistung dazu da, um die Bedürfnisse der potenziell Nutzenden zu erfüllen. 

Legal Design Thinking lässt sich zudem in weitere Unterkategorien unterteilen: 

  • Legal Product Design 
  • Legal Service Design

Eine Unterkategorie vom Legal Design Thinking ist das Legal Product Design. Unter diesen Begriff fallen beispielsweise Legal Tech-Anwendungen, die eine große Anzahl repetitiver Abläufe in einer Anwendung zusammenfasst. Ein Beispiel hierfür ist die Internetplattform flightright.de. Ebenfalls zum Legal Product Design gehört die Entwicklung von automatisierten Analysetools, wie beispielsweise die automatisierte Vertragsprüfung. Bei all diesen Anwendungen müssen Entwickler darauf achten, dass neben dem juristischen Aspekt auch die Benutzeroberfläche und die Nutzerfreundlichkeit so designt werden, dass die Anwendungen im Idealfall von Laien ohne großen Aufwand ordnungsgemäss und effektiv genutzt werden können. 

Das Legal Service Design umfasst die Rechtsdienstleistung selbst und wie diese von (Unternehmens-)Jurist:Innen geleistet werden. Hier spielt vor allem die Aufmachung um eine Rechtsberatung eine tragende Rolle. Beispielsweise die Gestaltung vom Umfeld, die Art und Weise der Kommunikation, der Einsatz von Instrumenten zur Illustration und noch vieles mehr. Ebenso wie beim Legal Product Design und allgemein beim Legal Design Thinking geht es darum, den Zugang zum Recht so zu gestalten, dass die wichtigsten Bestandteile und Aussagen von allen Beteiligten ohne großen Aufwand verstanden und verinnerlicht werden. Die Anwendung von spezifischen Gesetzen und Rechtsprechungen von Gerichten sollten ebenfalls so illustriert werden. In einigen Unternehmen werden speziell geschulte Service Designer eingesetzt, die einen Teil des Legal Design Thinkings übernehmen und passende Schnittstellen zwischen der reinen juristischen Dienstleistung und allen daran beteiligten Systemen schaffen. Im Mittelpunkt stehen dabei immer die Zukunftsaussichten. Service Designer bringen Ihre Ideen so ein, dass stets die Bedürfnisse und Wünsche der zukünftigen Nutzer berücksichtigt werden. 

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Legal Design Thinking steckt bei vielen Unternehmen noch in den Kinderschuhen

Das Konzept des Legal Design Thinking wird aktuell in der Rechtsindustrie nur zu einem geringen Masse effektiv genutzt. Dabei hat sich das Modell des Design Thinking in anderen Branchen bereits vollends etabliert und als erfolgreiches Konzept für Unternehmen herausgestellt. 

Legal Design Thinking zielt darauf ab, die Bedürfnisse von Menschen, die regelmässig mit juristischen Tätigkeiten interagieren, besser zu verstehen. Basierend auf diesem Wissen werden neue Innovationen angestossen oder bestehende Prozesse weiterentwickelt. Immer unter Berücksichtigung eines benutzerzentrierten und relevanten visuellen Designs. Die (Unternehmens-)Jurist:Innen sollen die bestmögliche Benutzererfahrung erleben, damit das Recht und die Rechtsordnung nicht, wie oft üblich, als große Herausforderung gesehen werden. Daher ist Legal Design Thinking nicht nur eine geeignete Innovationsmethode, sondern hat auch ein übergeordnetes Ziel: Menschen, die täglich mit dem Rechtssystem interagieren, zu befähigen, bessere Entscheidungen zu treffen. Dies führt wiederum zu einem deutlich erleichterten Umgang mit Recht. Somit kann das oftmals komplizierte und schwer zugängliche Rechtssystem für eine breite Masse an Menschen zugänglich gemacht werden.

(Unternehmens-)Jurist:Innen, die Legal Design Thinking anwenden, können im Vergleich zu anderen direkten Konkurrenten einen echten Wettbewerbsvorteil generieren, weil sie die handelnden Akteure und ihre persönlichen Anliegen wirklich verstehen. Folglich können sie auch detaillierter vorhersagen, welche rechtlichen Herausforderungen relevant sind oder mit welchen Mitteln Probleme vermieden werden. Rechtsanwälte und (Unternehmens-)Jurist:Innen steigern zudem ihr Alleinstellungsmerkmal, indem sie Rechtsberatung neu denken und als eine kreative Dienstleistung anbieten, die allen Beteiligen einen Mehrwert bietet.

Ziele und Vorteile von Legal Design Thinking

Der Ansatz des Legal Design Thinking hilft, die täglich aufkommenden beruflichen und persönlichen Herausforderungen des Rechtssystems zu meistern und momentane Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Das Konzept ist eines der elementaren Bestandteile zur Schaffung eines reibungslosen und angenehmen Kundenerlebnisses in Verbindung mit der Rechtsberatung. Eines der Ziele von Legal Design Thinking ist es, dass das Recht nicht mehr nur als separates Fachgebiet gesehen wird, sondern viel mehr als ein bereits integrierter Bestandteil von Prozessen, Produkten oder etwaigen Dienstleistungen. Recht muss intuitiv sein und in Zukunft vollumfänglich in die täglichen Arbeitsprozesse integriert werden. 

Dies wird zwar nicht über Nacht passieren. Es braucht erste Schritte in die richtige Richtung, um die aktuellen und teilweise veralteten Strukturen in Unternehmen und Rechtsabteilungen abzulösen. Dafür ist es zunächst nötig, dass (Unternehmens-)Jurist:Innen offen für neue Denkansätze und Lösungen, wie etwa dem Einsatz von Legal Software sind. Denn mit Blick auf die Zukunft hat das Konzept des Legal Design Thinking das Potenzial, ein transparentes Rechtssystem zu schaffen, das für alle zugänglich wird.

Weitere Ziele des Legal Design Thinking:

  • Neugestaltung der internen und externen Kommunikation
  • Entwicklung neuer innovativer Legal Tech Tools
  • Perspektivwechsel: Wünsche und Anliegen des Nutzers im Vordergrund
  • Offenes Mindset von (Unternehmens-)Jurist:Innen
  • Verbesserung von Service-Angeboten
  • Implementierung neuer Arbeitsprozesse in der Rechtsabteilung

Die Vorteile der Nutzung des Legal Design Thinking-Ansatzes liegen auf der Hand. Dieser ist nutzerzentriert, führt zu einer interdisziplinären Zusammenarbeit, und Prototypen von Ideen werden so einfach wie möglich entwickelt und getestet und geben Feedback darüber, ob die Idee die Bedürfnisse des Nutzers erfüllt und tatsächlich trifft oder noch einmal angepasst werden muss.

Legal Design Thinking – ein Fazit

Künftig werden Rechtsabteilungen mit Legal Design Thinking-Konzepten arbeiten, für eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens. Denn in Zeiten von Digitalisierung und Industrie 4.0 profitieren Unternehmen durch den Einsatz von modernen und zukunftsfähigen Methoden und Tools enorm. Legal Design Thinking unterstützt Rechtsabteilungen und Unternehmen dabei, effizienter zu arbeiten und Unternehmensstandards zum Beispiel durch den Einsatz von Legal Tech automatisch zu kontrollieren oder neue und verbesserte Standards in die Unternehmensstruktur zu integrieren. Die Arbeit mit neuen Modellen und Konzepten bedeutet langfristig effizienteres und effektiveres Arbeiten, was wiederum interne Betriebskosten reduziert und Arbeitnehmer:innen gezielt entlastet. Neue Kapazitäten, die aufgrund verbesserter Services und Prozesse freigelegt wurden, können beispielsweise für andere zentrale Bereiche oder für die Einstellung von Fachspezialisten verwendet werden.

Legal Design Thinking impliziert ebenfalls das Nutzen von Legal Tech. Legal Tech unterstützt die Standardisierung von ausgewählten Geschäftsprozessen. Dies erhöht automatisch die Prozessqualität und beschleunigt oftmals die Kollaboration zwischen Fachabteilungen. Somit ist Legal Design Thinking sowohl eine neue Arbeitsweise als auch eine innovative Methode, die Unternehmensjurist:innen dabei hilft, veränderte Erwartungen flexibel und agil durch technologischen Fortschritt zu meistern.

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