Die Erwartungen an KI sind enorm. Wie können Nutzer:innen KI erfolgreich verwenden, was sind ihre Grenzen? Informationen geben Klarheit, deswegen haben wir Ihnen einen Überblick zu den Kompetenzen von Legal AI erstellt.
Legal Artificial Intelligence (AI) bezeichnet die Nutzung von AI Technologie im Rechtswesen. Ihre Anwendungsbereiche unterscheiden sich dabei: Legal AI Systeme können darauf trainiert sein, Voraussagen über Fälle zu geben oder administrative Prozesse zu erleichtern. AI im Rechtswesen kann aber ebenfalls darauf spezialisiert sein, bei Recherchen zu unterstützen oder bei Dokumentprüfungen und -analysen zu assistieren. Die Vertragsprüfung eignet sich besonders gut für den Einsatz von Legal AI, denn hier lassen sich häufig wiederkehrende Muster erkennen und repetitive Arbeiten durch den Einsatz von AI beschleunigen.
Was kann Legal AI und was kann sie nicht? AI-Anwendungen funktionieren vor allem dort gut, wo Muster wiederholt werden. Deswegen bietet sich gerade im Rechtsbereich der Einsatz von AI an: Die Contract Review eignet sich dabei besonders gut, um AI im Prüfprozess einzusetzen. Denn hier werden spezifische Informationen von einer Contract Review AI aus einer großen Menge Daten herausgesucht, mit angelernten Mustern abgeglichen und für die Nutzer:innen zusammengefasst.
Wir haben für Sie konkrete Beispiele zusammengestellt und anhand dieser die Funktionen und Möglichkeiten von Legal AI verständlich erklärt.
Damit Legal AI angewendet werden kann, die richtigen Muster erkennt und Abweichungen hervorhebt, wird die künstliche Intelligenz mithilfe von Machine Learning trainiert. Im Prozess wird der Algorithmus dabei mit jeweils hunderten Dokumenten unterschiedlicher Sprachen trainiert.
Juristisch geschulte Experten analysieren während des Trainings jeweils die individuellen Sätze der Dokumente und definieren relevante Klauseln. Auf diese Weise werden Klauseln, wie geltendes Recht, anwendbares Recht, Garantiezeit und Gewährleistungsfrist hinterlegt und aufgrund der Ähnlichkeit zu trainierten Mustern in Verträgen erkannt. Dabei werden die Sätze Klauseln zugeordnet, es kann aber auch vorkommen, dass zwei Klauseln in einem Satz erkannt werden.
Beispielsätze im Training:
Eine Klausel pro Satz:
EN: “The law governing this agreement is Swiss law.”
Dieser Satz wird als anwendbares Recht gekennzeichnet (governing law).
DE: “Dieser Vertrag untersteht ausschliesslich schweizerischem Recht.”
Dieser Satz wird als anwendbares Recht bezeichnet.
EN: “This Warranty covers the defects resulting from defective parts, materials or manufacturing, if such defects are revealed during the period of 12 months since the date of purchase.”
Dieser Satz wird als Warranty Period Klausel gekennzeichnet.
DE: “Die Verjährung von Mängelansprüchen beginnt mit der Abnahme der Lieferung und endet nach 12 Monaten.”
Dieser Satz wird als Gewährleistungsfrist gekennzeichnet.
Zwei Klauseln pro Satz:
EN: “Neither Party shall be liable for any damage that is caused by an event unforeseen at the time of signing this Agreement and whose occurrence or consequences such Party can neither avoid nor overcome by reasonable means ("event of Force Majeure"), including, but not limited to hostilities, riot, explosion, fire and flooding.”
In diesem Satz werden die Klauseln Liability Exclusion und Force Majeure gekennzeichnet.
DE: “Keine Partei haftet für die Nichterfüllung oder die verzögerte Erfüllung ihrer Verpflichtungen, wenn diese auf höhere Gewalt zurückzuführen sind (dazu gehören unter anderem staatliche Maßnahmen, Streiks, Krieg, Überschwemmungen, Pandemien oder Embargos).”
In diesem Satz werden die Klauseln Haftungsausschluss und Höhere Gewalt gekennzeichnet.
Während der Contract Review werden der Contract Review AI Daten vorgelegt, die die künstliche Intelligenz noch nicht zuvor bearbeitet hat. Der Algorithmus analysiert aus den vorgelegten Dokumenten jeden einzelnen, unbekannten Satz und vergleicht ihn mit den bekannten Mustern. Auf diese Weise sucht der Algorithmus nach Ähnlichkeiten zwischen dem unbekannten Satz und den trainierten Strukturen. Jeder Satz, der Ähnlichkeiten zu den trainierten Mustern aufweist, wird als Klausel identifiziert.
Beispielsätze: Training und Anwendung
EN: “The law governing this agreement is Swiss law.”
Dieser Satz weist Ähnlichkeiten zu anderen Sätzen auf, die als Governing Law Klausel gekennzeichnet wurden. Er wird deswegen als Governing Law identifiziert.
DE: “Dieser Vertrag untersteht schweizerischem Recht”
Dieser Satz weist Ähnlichkeiten zu anderen Sätzen auf, die als Anwendbares Recht Klausel gekennzeichnet wurden. Er wird deswegen auch hier als anwendbares Recht identifiziert.
Damit die Verträge unternehmensintern analysiert werden können und geprüft werden kann, ob Klauseln den festgelegten Unternehmensrichtlinien entsprechen, lassen sich außerdem Unternehmenseinstellungen anpassen. Dafür definieren Sie die entsprechenden Richtlinien Ihrer Organisation zentral in einem Contract Playbook. Auf dieser Grundlage kann die Vetragsprüfungssoftware entscheiden, ob die Klausel für Ihr Unternehmen akzeptabel ist oder nicht.
Im nächsten Schritt kann der Algorithmus konkrete Werte (wie Orte, Laufzeiten oder Beträge) innerhalb eines Satzes identifizieren - zum Beispiel das Gesetz der Schweiz im obigen Beispiel. Auf der Grundlage der zuvor angepassten Unternehmeneinstellungen, weiss die Vertragsprüfungssoftware, ob der gefundene Wert (z.B. der Standort Schweiz) für Ihr Unternehmen akzeptabel ist oder nicht.
Sollten unzulässige Klauseln gefunden werden, weist die Software die Benutzer:innen an, den Text mit dem Standardtext seines Unternehmens zu korrigieren. Fehlen wichtige Werte oder Klauseln, fordert die Software die Benutzer:innen auf, den fehlenden Text unter Verwendung des firmeneigenen Standardtextes einzufügen.
Die Benutzer:innen richten für jeden Vertragstypen in der Legartis-App ein Contract Playbook ein. Sie gehen eine Liste von vorgefertigten Klauseln in Englisch und Deutsch durch, um zu definieren, was für ihre Organisation erforderlich und was inakzeptabel ist.
Die Benutzer:innen gehen zu Microsoft Word, öffnen den zu prüfenden Vertrag (auch PDFs nach Konvertierung) und klicken auf das Legartis-Logo.
AI prüft den Vertrag innerhalb von Sekunden. Die Benutzer:innen gehen dann ihren Vertrag mit Hilfe einer intuitiven To-Do-Liste durch, die ihnen anzeigt, welche Teile sie überprüfen oder korrigieren müssen. Nach Abschluss aller Aufgaben können die Benutzer:innen sicher sein, dass alle Unternehmensrichtlinien überprüft wurden und keine wichtigen Klauseln fehlen.
Sie möchten mehr darüber erfahren, wie Legal AI in der Vertragsprüfung funktioniert? In unserem Guide erhalten Sie alle wichtigen Infos zum Thema Legal Tech in der Vertragsprüfung.
Legal AI kann Prozesse in der Rechtsabteilung und insbesondere während der Vertragsprüfung beschleunigen und Ihr Legal Team entlasten. Auf Grundlage eines umfangreichen Trainings ist der Algorithmus in der Lage, bekannte Strukturen und ähnliche Muster in neuen Dokumenten zu erkennen und zu identifizieren. Auf diese Weise kann die AI besonders Verträge, die nach standardisierten Mustern konzipiert sind, zuverlässig prüfen und die Ergebnisse für Sie zusammenfassen.
Noch kann AI aber nicht alles: Trotz der Leistungen des Algorithmus sollten Sie Ihre Verträge immer zusätzlich lesen und die endgültige Entscheidung über die Prüfergebnisse dem Menschen überlassen. Gleichzeitig können Sie die Kompetenzen zur Vertragsprüfung erweitern, an Fachmitarbeiter:innen delegieren und strukturiert mithilfe von To-Do-Listen prüfen. In der Zusammenarbeit zwischen AI und Mensch erzielen Sie die besten Ergebnisse.
Sie möchten wissen, wie Sie Legal AI am besten in Ihrem Unternehmen implementieren? Dann lesen Sie jetzt unsere Anleitung zur Legal Tech Implementierung und erfahren Sie die 7 wichtigsten Schritte bei der Einführung von Legal Tech.